Die 11 Schritte der Heldenreise

 

Die einzelnen Schritte der Reise entwickeln sich einfach selbst auseinander heraus. Sie folgen einer natürlichen Ordnung, einem Prozess der Transformation, der auch ohne Dein Zutun passieren würde. Was Du tun kannst, ist Bewusstsein und Klarheit darüber erhalten – das macht den entscheidenden Unterschied. Denn dann kannst Du die starke Kraft spüren, die für Dich daraus entsteht und die Chancen für Dich nutzen.

 

Schritt 1: Wer bin ich?

 

Diese Frage ist der Anfang von allem. Wer bin ich jetzt, in diesem Moment? Und wer bin ich nicht? Woran glaube ich? Wo ist meine Stärke? Wo ist mein Defizit? Was irritiert mich? Wer wäre ich gerne?

 

Schritt 2: Der innere Ruf

Was ist meine Sehnsucht? Was ist mein unbekannter Wunsch? Wohin zieht es mich immer und immer wieder egal was ich dagegen tue? Es zeigt sich etwas, das Aufmerksamkeit möchte. Freude oder Schock – der innere Ruf kann beides sein. Und jeder hat ihn! Auch wenn er es nicht immer sieht und glaubt. Oft passt dieser Ruf rein gar nicht in unseren normalen Alltag, in das, was „man“ so machen und sein sollte. Man kann ihn und seine Qualität sogar daran erkennen, dass er im ersten Moment gar keinen Sinn zu machen scheint. Entscheidend ist, dass dieser Ruf eine Dynamik, eine Bewegung in unser Leben bringt und – wenn er denn ernst genommen und beachtet wird – eine entscheidende Wende im Leben bewirken kann.

 

Schritt 3: Die Blockade

Nachdem wir unseren inneren Ruf endlich gehört haben, warum nehmen wir ihn nicht an und leben glücklich und zufrieden bis ans Ende unseres Lebens? Was hindert mich, meinem Ruf zu folgen? Welche Verletzung, welche Erinnerung, die unangenehm war, kommt jetzt zum Vorschein und warum? Die Blockade tritt immer unmittelbar mit dem inneren Ruf auf. Mit ihr kommen Zweifel, Kritik, Angst. Sie waren immer schon da aber zuvor haben wir uns brav in der Zone befunden, die sie nicht beunruhigt hat. Jetzt kommen Argumente von allen Seiten warum das, was wir vorhaben nicht geht – von uns selbst und von außen. In diesem Schritt geht es darum, dieBlockade, die Angst zu entdecken und sie mir zum Freund zu machen. Es macht keinen Sinn, sie zu ignorieren und über sie hinweg zu gehen, denn sie kommt aus einer Zeit, wo sie ihre Berechtigung und Zweck hatte und mir bei meinem Weg geholfen hat. Aber diese Zeit ist jetzt vorbei.

Schritt 4: Das Ziel

Nachdem Du nun weißt, was Dich blockiert, kann Dir diese Blockade nicht mehr im Weg stehen. Joseph Campbell sagt dazu: „Das Universum öffnet Türen, wo zuvor Mauern waren“. Was möchte ich erreichen? Jetzt geht es darum, den Fokus auf das Ziel zu legen. Es geht um das „Was und Wie“, nicht um das „Ob“. Du hast für Dich noch kein klares Ziel gefunden? Dann schaue Dir nochmal die vorherigen Schritte und Deine Ergebnisse an. Ein Indiz dafür, dass das Ziel das Richtige für Dich ist, ist, dass Du Lust hast loszugehen, wenn Du es Dir vorstellst.

Schritt 5: Die Verbindung

Licht und Schatten. Ich suche Verbindung und Unterstützung. Jetzt werden sie auftauchen, die wahren und die falschen Freunde.

Schritt 6: Das Herz der Kreatur

Das Herz der Kreatur ist das, was mich durchs Leben trägt. Das, was mich im Innersten bewegt. Es ist mein tiefstes Motiv. Mein Antrieb warum ich etwas tue. Hier zeigt sich meine wahre Seelenkraft. Ich begegne meinem tiefsten Gefühl und meinen tragenden ethischen Werten, die mich durchs Leben begleiten. Habe ich diese Motivation gefunden, wird sie meine Reise bestimmen. Zwar wird Dein Ziel hier in Frage gestellt aber ohne das zuvor definierte Ziel wäre ich nicht an diesem Punkt angelangt. Ab jetzt ändert sich die Qualität der Reise. Bislang hatten wir gesucht. Nun haben wir gefunden.

 

Schritt 7: Die Zerreißprobe

Ich bin auf dem zweiten Teil der Reise angekommen. Im ersten Teil bin ich von Neugier getrieben und suche nach Antworten; im zweiten Teil stecke ich mitten drin und kann nicht mehr zurück. Mein altes Bild wird erschüttert. Ich muss mich entscheiden. An diesem Punkt passiert etwas sehr Herausforderndes: Mein Ziel und mein Herz sind im Widerspruch. Jetzt schaue ich es mir genau an: In welchen Widerstand bringt mich mein Gefühl, das Herz der Kreatur? Dieser Schritt ist gefühlt der Schwierigste auf der Reise – und die wahre Erfolgskunst. Solange die Zerreißprobe anhält, wissen wir nicht wie sie ausgeht. Denn sie will uns konfrontieren und prüfen. Ihr Sinn liegt darin, dass ich mir bewusst werde über die Änderungen, die ich durch meinen Prozess in mein Leben hereinlasse. Und damit muss ich mich damit auseinandersetzen, wie ich Lösungen für die Berechtigung des neuen Ichs finde, das seine Herzenskraft gefunden hat. Habe ich das in Einklang mit meiner alten Umwelt gebracht, habe ich eine Vorstellung von dem Licht am Ende des Tunnels, dann habe ich diesen Schritt auch schon bewältigt.

 

Schritt 8: Das Scheitern

Das Scheitern ist eine der unbeliebtesten Stationen auf der Reise. Denn wer scheitert schon gerne? Hier werden Selbstillusionen aufgedeckt. Überdachte Konzepte verabschieden sich. Der Widerstand wird aufgegeben. Es geht scheinbar nicht mehr weiter. Darum muss ich mich auch nicht kümmern, denn das Scheitern wird vom Leben gratis mitgeliefert. Entscheidend ist nur, wie ich mich verhalten will. Ich akzeptiere, dass es keine Lösung gibt. Ich habe etwas gewagt und bin gescheitert. Welche starke Kraft hinter dem Scheitern steckt, das ist ein anderes Kapitel. Aber an was bin ich tatsächlich gescheitert? Bin ich wirklich an meinem Projekt gescheitert oder nicht vielmehr an meiner Unfähigkeit zu scheitern? Wenn wir scheitern, dann scheitern wir an Illusionen. Genau genommen hat uns unser Herz daran erinnert, dass wir einer schönen Illusion zum Opfer gefallen sind. Was mich jetzt auszeichnet und von anderen unterscheidet ist meine Fähigkeit, mein Scheitern unaufgeregt anzunehmen und aus der Erfahrung zu lernen und nicht durch Angst gelähmt zu sein oder in meinem Frust gefangen zu bleiben. Und die Reise geht weiter…

 

Schritt 9: Das Opfer oder die Transformation

Tatsächlich kann ich mich nicht für einen der beiden Begriffe entscheiden, obwohl sie im Kern das Gleiche aussagen, sich bedingen: Das Opfer klingt radikaler – da passiert sofort eine innere Abwehr, denn man will eigentlich nichts opfern, sich von nichts trenne, an das man gewöhnt war. Transformation hört sich da viel schöner an – eine Raupe vollzieht eine Transformation auf dem Weg dahin, ein Schmetterling zu sein. In Wahrheit passiert beides: Eine wirkliche Transformation kann nur passieren, wenn ich mich von Gewohntem, Liebgewonnenem trenne. Mein schöne und bequeme Raupenhaut ablege und nie mehr zurückbekomme.

Das Opfer ist eine Prüfung. Was bin ich bereit abzugeben und hinter mir zu lassen, um Entwicklung zu durchlaufen? Diese Prüfung ist so groß, dass sie unser Vermögen übersteigt. Sie ist eine Katastrophe für unser altes „Ich“. Während wir mittendrin stecken, fühlt es sich schrecklich an, ja tut sogar weh. Aus der Perspektive des neuen Bewusstseins gibt es hingegen kein größeres Geschenk. Der Unterschied zum Scheitern besteht darin, dass es an diesem Punkt kein Zurück zum Ausgangspunkt mehr gibt. Ich muss ein wertvolles Opfer bringen. Das ist der Sinn des Opferns in allen Kulturen. Ist das Opfer leicht zu bringen, dann ist es sicherlich nicht das Richtige, das Notwendige auf dem Weg zur Transformation. Und die Transformation ist der effizienteste Weg, den Schmerz zu verwandeln und aufzulösen. Ich werde geheilt. Das ist das Ende des entscheidenden Schrittes.

 

Schritt 10: Der Schatz

Was habe ich nun davon all die Schritte mühsam durchlaufen zu haben? Wohin führt das alles? Das ist einfach: Eine neue Vision zeigt sich. Ich habe den Zugang gefunden zu einem neuen Bewusstsein, zu einer neuen Perspektiv für mein Leben. Ich habe Zugang zu neuen Teilen meines Selbst gefunden – mit erweiterten Fähigkeiten und Möglichkeiten. Ich habe Heilung erlebt, die aus sich selbst heraus entstand, nicht durch ein verordnetes Medikament. Eine Heilung, die stimmig ist, Bestand hat und mir neue Möglichkeiten eröffnet. Ich habe Einsichten gewonnen, die ich anwenden kann. Eine neue Beziehungsfähigkeit. Zufriedenheit, Leichtigkeit und Glück. Kurz gesagt: Ich habe eine tiefe Verbindung zu mir selbst gefunden.

 

Schritt 11: Der weite Blick

Die Essenz der Reise kommt zum Vorschein. Die Entwicklung des Helden wird sichtbar. Ich verabschiede mich von der Reise. Ich blicke mit etwas Abstand noch einmal zurück auf alle Schritte meiner Heldenreise. Ich habe Herausforderungen angenommen, gegen Dämonen gekämpft, mein Herz geöffnet und mich ins Feuer werfen und dort schmieden lassen. Ich bin jetzt nicht mehr Teil dieser Reise. Stattdessen öffnet sich mein Blick und ich erkenne das große Bild. Alles hat nun seine Ordnung. Ich staune über mich selbst, über meine Weisheit. Alle Prozesse haben einen Anfang und ein Ende. Die Heldenreise findet immer ein gutes Ende. Ich freue mich darauf!